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Paldiski

Estonia / Harju / Paldiski /
 Stadt, Großstadt, zweite Verwaltungsebene, Nur Umriss einzeichnen

Paldiski, historisch Rogervik (schwed. Rågervik) und Baltischport (russ. Балтийский Порт), ist eine Hafenstadt im Nordwesten Estlands im Landkreis Harju. Sie liegt rund 50 km westlich von Tallinn.
Paldiski liegt auf der Halbinsel Pakri. Der Stadt vorgelagert sind die Pakri-Inseln. Ausführungen zur Geologie siehe ebendort.
Paldiski wurde als schwedisches Fischerdorf Rågervik gegründet. Nachdem Peter der Große das Baltikum erobert hatte, legte er 1718 in der Pakribucht den Grundstein für einen russischen Flottenstützpunkt (dessen Bauarbeiten bis 1770 andauerten). 1761 wurde der Ort von Katharina II. in Baltischport (russ. Валтийский Порт/Baltijskij Port) umbenannt, woraus später der estnische Name Paldiski entstand, der 1933 offiziell wurde. 1783 erhielt der Ort die Stadtrechte verliehen. Paldiski war als eisfreier Hafen über eine lange Zeit "Haushafen" von Tallinn und Sankt Petersburg, vor allem im Winter. Deshalb führt hier auch die älteste Eisenbahnlinie Estlands hin, die als Baltische Eisenbahn (Балтийская железная дорога) 1870 eröffnet wurde und Paldiski über Tallinn und Narva mit St. Petersburg verband.

Während der ersten estnischen Unabhängigkeit war Paldiski Freihafen (1922 - 1939) und ein vor allem bei Künstlern beliebter Ferienort.

Von 1939 bis 1989 war Paldiski zusammen mit den Pakri-Inseln wichtiger Militärstützpunkt und U-Boothafen der sowjetischen Streitkräfte und seit den 1960ern Trainingszentrum für die Besatzungen nuklearbetriebener U-Boote. Die gesamte militärische Anlage umfasste eine Fläche von insgesamt 65 km². 1968 wurde ein 70-MW-Trainingsreaktor in Betrieb genommen, an dem die Bedienung eines U-Boot-Reaktors trainiert wurde. 1982 folgte ein zweiter 90-MW-Reaktor. Die Stadt war als so genannte "verbotene Stadt" von der zivilen Außenwelt quasi abgeschnitten, und die Einwohner benötigten Sondergenehmigungen, um sie zu verlassen. Für Außenstehende war es praktisch unmöglich, hineinzukommen.

Beide Trainingsreaktoren wurden 1989 endgültig abgeschaltet. Der Abtransport der abgebrannten Brennelemente wurde 1994 abgeschlossen. Die kernbrennstofffreien Reaktoren wurden in jeweils einen "Sarkophag" eingeschlossen. Aufgrund eines Abkommens zwischen Estland und Russland ging die Verantwortung für den Standort einschließlich der dort verbliebenen radioaktiven Abfälle und kontaminierten Einrichtungen am 30. September 1995 an Estland über. Hierzu wurde die Gesellschaft ALARA gegründet.

Estland war aufgrund seiner ökonomischen Situation und fehlenden Know-hows nicht in der Lage, die dringend anstehenden Aufgaben allein zu lösen. Auf Initiative des schwedischen Außenministeriums und des schwedischen Strahlenschutz-Instituts SSI wurde daher 1994 die Paldiski International Expert Reference Group (PIERG) gegründet, um die notwendige Unterstützung zur Beseitigung der ökologischen Schäden auf eine internationale Basis zu stellen.
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Koordinaten:   59°21'32"N   24°6'35"E