Neischl-Höhle (Erlangen)

Germany / Bayern / Erlangen

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Die Neischl-Höhle im Botanischen Garten
Seit Dezember 2002 war die Neischl-Höhle an jedem ersten Sonntag im Monat geöffnet.
Im November 2005 wurde mit der Sanierung begonnen. Während der Sanierungsphase - bis Ende 2007 - ist die Neischl-Höhle nicht zugänglich.

Einmalig in ihrer Art
In der Südwestecke des Botanischen Gartens befindet sich die Nachbildung einer Dolomit-Tropfsteinhöhle der Frankenalb.

Der etwa 25 m lange und bis 5 m hohe Höhlenraum zeigt in erstaunlicher Natürlichkeit hängende Tropfsteine und stehende Sinterbildungen in großer Formenvielfalt, die zwar nicht durchweg echt sind, aber so täuschend nachgebildet sind, dass der Raum auch heute noch die Besucher fasziniert.

Von außen zeigt sich die Anlage als kleiner Hügel, der die Größe des Innenraumes nicht erahnen lässt. Auf der Nordseite des Hügels sind die Gesteine des Schichtaufbaues der Fränkischen Alb im Maßstab 1:100 dargestellt.

Eingebunden ist die Anlage in Hang-Buchenwälder der Alb. Auch die Hochfläche war früher mit Fels- und Trockenrasenpflanzen besiedelt.


Das Besondere an der Neischl-Höhle ist, dass man hier nicht nur mit viel geologischem, handwerklichem Sachverstand sondern auch mit gestalterischem Vermögen tätig war. Hierin liegt auch ihre Einmaligkeit. Es ist ganz unerheblich, wie nah oder fern die Tropfsteinhöhlen der Frankenalb sind. Die Neischl-Höhle ist einzureihen in den Bereich der Gartenbauten, die in Landschaftsparks der Spätromantik vergleichbare Formen aufweisen und in historischen Gärten noch zu betrachten sind. Sie ist über ihren didaktischen Wert hinaus ein hervorragendes historisches Denkmal. Dies wird auch immer wieder vom Landesamt für Denkmalpflege bestätigt. Ebenso hoben schon vor Jahren die Institute für Paläontologie und Ur- und Frühgeschichte den Wert der Anlage hervor und boten für den Erhalt Unterstützung an.
Aus der bewegten Geschichte
Dr. phil. Adalbert Neischl (1853 – 1911) war Geologe und gilt als Begründer der modernen wissenschaftlichen Höhlenvermessung in Franken. Nach gründlichen geologischen Untersuchungen lieferte er in seinem 1904 erschienenen Werk "Die Höhlen der Fränkischen Schweiz und ihre Bedeutung für die Entstehung der dortigen Täler" erstmals für viele fränkische Höhlen genaue Pläne.

Der k. b. Major a. D. Adalbert Neischl zeigte 1906 auf der "Bayerischen Jubiläums-Landes-Ausstellung" im späteren Nürnberger Luitpoldhain eine Nachbildung einer Jurahöhle. Von Fachkreisen erhielt er viel Lob für seinen Beitrag, und dem Wunsch folgend, den geologischen Aufbau langzeitig zu erhalten, bot er der Universität Erlangen an, die Höhle und den Schichtaufbau im Botanischen Garten in veränderter Form erneut aufzubauen.
Die Universitätsverwaltung fragte bei der zuständigen Regierungsbehörde (damals Innenministerium) nach, ob sie das Geschenk annehmen dürfe. Als dann Neischl auch die Kosten für die Verlegung nach Erlangen übernahm, wurde die Höhle im Botanischen Garten aufgebaut und am 4. November 1907, dem 164. Stiftungstag der Universität, feierlich eröffnet. Für den Unterhalt der Anlage übergab Neischls Witwe im Jahre 1911 der Universität 5.000 Mark.
Der derzeitige Zustand
Eine eingehende Sanierung der gesamten Anlage wurde nie vorgenommen. Die Schäden, die seit der Errichtung im Jahre 1907 entstanden sind und zunehmende Beschädigungen des Innenraumes führten endlich zur Schließung der Anlage. Und dabei blieb es seit Jahrzehnten - nur bei besonderen Anlässen kann man einen Blick in den Innenraum werfen.

Im Höhleninneren wird dort, wo aus Mauerwerk nachgebildete Felsen sichtbar sind, die Notwendigkeit einer Instandsetzung sehr deutlich.


Auch außen ist die Hochfläche auf dem Hügel seit vielen Jahren mit einer Kunststoffplane überzogen, die das Bauwerk vor eindringendem Wasser schützt. Durch diese Abdeckung und die Holzverschalung an der Türe bietet die Anlage derzeit einen sehr traurigen Anblick. Dieser Zustand ist höchst unerfreulich und verunziert einen ganzen Gartenteil, der noch dazu auch von der Querachse im Schlossgarten, der Orangerie, gut einsehbar ist. Den Gartenbesucher erinnert nur der Gedenkstein, den die Universität einst stiftete, an die Höhle und ihren großzügigen Erbauer.
Sanierung der Neischl-Höhle
Seit über 20 Jahren wurden immer wieder Vorstöße unternommen, eine Instandsetzung oder Sicherung des Bauwerkes zu erreichen. Des Öfteren wurde die Anlage seither von der Universitätsverwaltung und auch von Vertretern der Stadt Erlangen besichtigt, Vorschläge wurden ausgearbeitet, aber die endgültige Zustimmung der Entscheidungsträger blieb bisher aus. Auch das Universitätsbauamt und hinzugezogene Statiker haben Gutachten und Kostenschätzungen erstellt.

Seit Sommer 2002 ist wieder Bewegung in die Sache gekommen, dank des Engagements einiger Mitglieder des Freundeskreises Botanischer Garten Erlangen e.V. (FBGE). Am 30.7.2002 fand erneut eine Besichtigung der Anlage durch die Hochschulleitung statt, unter anderem vertreten durch den Kanzler, den Rektor und zwei Prorektoren. Das Ergebnis dieses Ortstermins war positiv und ließ auf eine schnelle und kostengünstige Sanierung der Neischl-Höhle hoffen.


Doch dann erklärte das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege die Anlage zum Baudenkmal, dessen Erhalt im Interesse der Allgemeinheit liegt. Dies bedeutete zunächst nicht, dass mit der Sanierung begonnen werden kann, nur jede Änderung bedarf nun der Zustimmung der Behörde und von dort wurde auch ein Büro für Bausanierung in Berlin ausgewählt, das mit der Ausarbeitung eines Sanierungsgutachtens mit Kostenschätzung beauftragt werden sollte.
Der FBGE hatte sich mittlerweile entschlossen, die Sanierung durch begrenzte eigene und Spendengelder voranzutreiben. Und da sich keine andere Möglichkeit auftat, um zu staatlichen Fördermitteln zu kommen, übernahm er am 15.11.2005 das Grundstück samt Höhlenbauwerk von der Universität in Erbpacht auf 30 Jahre zum Zwecke der Sanierung der Anlage.

Auch die Landtagsabgeordneten Wolfgang Vogel (SPD) und Christa Matschl (CSU) unterstützten das Vorhaben, und so kommt über die Hälfte der notwendigen Mittel für die Sanierung aus öffentlichen Fördertöpfen.

Zusammen mit Geldern, die von der Universität schon früher angeworben wurden, und Eigenleistungen des Freundeskreises könnte zum 100-jährigen Jubiläum im November 2007 die sanierte und wieder begrünte Neischl-Höhle endgültig aus ihrem Dornröschenschlaf erwachen.
Die ersten Schritte
Die örtliche Bauleitung übernimmt das Büro KJS + Architekten, Prof. Kress, die Berliner "Werkstatt für Architektur Pitz & Hoh" trägt das Konzept für die Sanierung bei.

Vorab soll die Beschattung durch die mittlerweile herangewachsenen Bäume vermindert und notwendiger Arbeitsraum geschaffen werden. Als nächster Schritt wird die Erdaufschüttung um die Außenmauern abgetragen werden, wobei Mitglieder des Freundeskreises mitarbeiten. Nach der Ergänzung und Verstärkung der Außenschale und des Schichtmodells soll auch der Innenraum bearbeitet sowie die Beleuchtung und Wasserzufuhr instand gesetzt werden. Auch wenn das Tor üblicherweise verschlossen ist, soll die Höhle soweit zugänglich gemacht werden, dass Besucher durch ein Gittertor das beleuchtete Innere mit den Tropfsteinen, der Sinterterrasse und den Nebenräumen betrachten können. Dadurch erreicht man auch eine bessere Durchlüftung, Fledermäuse können hier wohnen und – anders als beim unbeaufsichtigten Betreten – ist die Gefahr der Zerstörung durch Besucher wesentlich geringer.

Gelegentliche Öffnungen der Neischl-Höhle zeigen das große Interesse der Öffentlichkeit und ihre Begeisterung für die Höhle nicht nur bei den älteren Erlangern, denen die Anlage noch aus ihrer Jugend bekannt ist.
Hier möchten wir uns sehr herzlich bedanken für die vielen Spenden der Besucher und für die größeren Spenden vom Universitätsbund, der Landestiftung, der Sparkasse, Siemens Real Estate und Erlanger Firmen, die zusammen einen stattlichen Beitrag zu dem Vorhaben ergaben.

So sind wir zuversichtlich, dass dieses interessante und einmalige Bauwerk wieder zu einem besonderen Kleinod des Botanischen Gartens wird. Wenn Sie einen Beitrag zur Sanierung der Neischl-Höhle leisten möchten, freuen wir uns über Ihre Spende, die Sie bitte auf das Neischl-Höhlen-Konto des Freundeskreises Botanischer Garten Erlangen (Nr. 31732, BLZ 763 500 00 Sparkasse Erlangen) überweisen oder bei den Höhlenöffnungen abgeben wollen.

Text: Jakob Stiglmayr, Fotos: Gerd Arnold
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Koordinaten:   49°35'56"N   11°0'21"E
Dieser Artikel wurde Vor 17 Jahren zuletzt bearbeitet